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Energieversorgung in Sachsen-Anhalt Energieversorgung in Sachsen-Anhalt: Strom wird fast überall teurer

Von Steffen Höhne 07.01.2016, 20:36
Strom wird für die meisten Haushalte in Sachsen-Anhalt in diesem Jahr teurer.
Strom wird für die meisten Haushalte in Sachsen-Anhalt in diesem Jahr teurer. dpa Lizenz

Halle - Zahlreiche Verbraucher im südlichen Sachsen-Anhalt müssen in diesem Jahr mehr für Strom zahlen. Der größte regionale Energieversorger, Envia-M, erhöht den Grundpreis für Privatkunden zum 1. März um einen Euro im Monat. Für einen Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 2.000 Kilowattstunden bedeutet dies, dass die monatliche Rechnung von 56 Euro auf 57 Euro steigt. Das ist ein Plus von 1,8 Prozent. Betroffen sind 720.000 Privatkunden in der Grundversorgung und daran angelehnter Tarife in Mitteldeutschland. Für Festpreisangebote mit etwa 24 Monaten Laufzeit gilt dies nicht.

Keine Preiserhöhung in Halle

Mehr müssen laut dem Verbraucherportal Verivox auch die Kunden der Stadtwerke Dessau und Bitterfeld-Wolfen zahlen. In Dessau ist zum 1. Januar der Grundversorgungstarif um 2,3 Prozent gestiegen, in Bitterfeld-Wolfen um 1,5 Prozent. Halle, das größte Stadtwerk in der Region, teilte auf MZ-Anfrage mit, keine Preiserhöhungen vorzunehmen. Auch alle anderen Stadtwerke im südlichen Landesteil lassen die Tarife stabil oder nehmen Veränderungen erst später vor.

Envia-M und die Stadtwerke begründen die Anhebung mit gestiegenen Preisen für die Netznutzung. Vor allem durch den Zubau von Wind- und Solaranlagen müssen die Stromleitungen erweitert werden. Das zahlt der Verbraucher bei seinem Strombezug mit. „Steuern, Abgaben und Umlagen haben im Jahr 2016 ein neues Rekordniveau erreicht. Dennoch ist es uns gelungen, den Anstieg der Strompreise auf ein Mindestmaß zu begrenzen“, betonte Envia-M-Vorstand Andreas Auerbach. Für Gewerbekunden gibt es 2016 keine Änderungen der Strompreise. Auerbach begründet dies mit deutlich höherem Verbrauch bei den Unternehmen. Der Anteil der Netzkosten falle bei diesen weniger ins Gewicht. Im vergangenen Jahr hatte der Energieversorger die Stromtarife erstmals seit Jahren gesenkt.

Preissenkung des Stadtwerkes Haldensleben

Als einziger Versorger aus Sachsen-Anhalt hat das Stadtwerk Haldensleben die Stromtarife zum Jahresanfang um etwa ein Prozent gesenkt. Auch das Stadtwerk aus der Börde muss steigende Umlagen verkraften, hat aber deutlich günstiger Strom eingekauft. „Wir haben die Möglichkeiten des Marktes optimal ausgenutzt“, sagt Geschäftsführer Detlef Koch. Das Stadtwerk ist landesweit einer der günstigsten Anbieter.

Deutschlandweit registrierte das Vergleichsportal Verivox zum Januar 2016 bisher bei 137 von gut 800 Versorgern Preiserhöhungen von im Schnitt 2,8 Prozent. Damit dürfte es 2016 wohl dabei bleiben, dass deutsche Kunden für ihren Haushaltsstrom europaweit mit am tiefsten in die Tasche greifen müssen. Im Frühjahr 2015 war Strom nur in Dänemark teurer. In Deutschland wurden durchschnittlich gut 29 Cent pro Kilowattstunde verlangt. Am Börsenpreis für die Strombeschaffung liegt das nicht. Dort fällt und fällt der Preis, weil immer mehr geförderter Ökostrom auf den Markt drängt. Der Börsenpreis beträgt inzwischen nur noch drei bis vier Cent - etwa halb so viel wie 2011.

Großteil des Preises für staatliche Umlagen

Die Strombeschaffung macht aber nur etwa ein Viertel des Endpreises aus. Mehr als die Hälfte sind staatliche Umlagen - und hier gibt es 2016 gleich mehrere Erhöhungen. Die EEG-Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energie steigt um knapp 0,2 Cent auf 6,354 Cent pro Kilowattstunde. Die KWK-Umlage (Kraft-Wärme-Kopplung) steigt deutlich. Rund 23 Prozent des Preises entfallen zudem auf das Netzentgelt. Es verteuert sich laut Verivox im Bundesschnitt um fast vier Prozent - mit starken regionalen Unterschieden und Ausschlägen um teils bis zu 15 Prozent. Gerade in Ostdeutschland, wo viele neue Windparks gebaut wurden, sind die Netzentgelte hoch. „Ob Strompreisanhebungen gerechtfertigt sind, kann daher nicht pauschal gesagt werden“, sagt Energieexperte Florian Krüger von Verivox. Es komme darauf an, in welchem Netzgebiet der Versorger liege.

Krüger empfiehlt, die Preise der Firmen zu vergleichen. Fast jeder Haushalt könne unter 150 Anbietern wählen. Bisher würden aber noch ein Drittel aller Kunden in den vergleichsweise teuren Grundversorgungstarifen sein. „Beim Tanken wird auf jeden Cent geachtet, beim Strombezug aber werden hohe Euro-Summen verschenkt.“ (mz)