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Handball - 3. Liga Handball - 3. Liga: Neuer Präsident Hirsch will Dessau-Roßlauer HV in 2. Liga führen

29.12.2015, 14:27
Seit dem 10. Dezember 2015 ist Ralph Hirsch Präsident des Dessau-Roßlauer HV.
Seit dem 10. Dezember 2015 ist Ralph Hirsch Präsident des Dessau-Roßlauer HV. Hartmut Bösener Lizenz

Dessau - Handball-Drittligist Dessau-Roßlauer HV hat seit dem 10. Dezember 2015 einen neuen Präsidenten: Ralph Hirsch, Sportdirektor der Stadt Dessau-Roßlau, hat das Amt von Thomas Zänger übernommen und will den Verein mit seinem Team in die 2. Liga führen. Wie weit der Weg dorthin ist, in welcher Struktur der Sprung gelingen soll und warum ein starker DRHV gut für die Stadt und die gesamte Sportszene der Region ist, verriet Hirsch im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung.

Seit Sie Präsident geworden sind, hat der Dessau-Roßlauer HV die Tabellenspitze in der 3. Liga erobert, zwei Derbys gewonnen und 5:1 Punkte geholt. Ist das schon der Hirsch-Effekt?

Hirsch: Die Mannschaft hat seit Monaten hart und gut gearbeitet, ist eine tolle homogene Einheit geworden. Der Trainer hat es zudem verstanden, aus jedem Einzelnen noch viel mehr herauszuholen. Beides kombiniert, ergibt den Lohn, zum Ende des Jahres ganz oben zu stehen. Mein Beitrag dazu war bisher eher einer im Hintergrund, das wird sich nun wandeln. Wobei: Es muss jetzt nicht alles umgekrempelt werden. Bei allen Problemen, die es immer noch gibt, ist der Verein aktuell gut aufgestellt. Daran kann man jetzt wunderbar anknüpfen und gestalten.

Der momentane Erfolg aber muss auch Ihnen Spaß machen.

Hirsch: Selbstverständlich. Erfolge kann man sich wünschen, Erfolge kann man sich ausmalen. Aber man kann sie definitiv nicht planen. Dafür muss vieles zusammen kommen - und am Ende muss es eine Mannschaft umsetzen.

Warum und wann haben Sie sich entschieden, an die Spitze des Vereins zu rücken?

Hirsch: Der bisherige Präsident Thomas Zänger hat ja vor einem guten halben Jahr relativ frühzeitig gesagt, dass er zwar dem Dessau-Roßlauer HV verbunden bleibt, aber bei der nächsten Mitgliederversammlung nicht noch einmal kandidieren wird. Einige Zeit später kamen die ersten Anfragen aus dem Vorstand, dem Wirtschaftsbeirat und dem Umfeld des Vereins, ob ich mir vorstellen könnte, dieses Amt zu übernehmen. Zudem ist der DRHV einer von vielen Vereinen in der Stadt, dessen Arbeit ich in den vergangenen Jahrzehnten aktiv unterstützt und mitgeholfen habe, Lösungen zu finden, weshalb mir viele Probleme bekannt waren. Auch deshalb habe ich dann gesagt, dass ich mir das Präsidentenamt vorstellen könnte. Mit einer endgültigen Zusage aber habe ich lange gewartet.

Über den Spitzensport in Dessau, Interessenskonflikte und Aufgaben spricht Hirsch auf der nächsten Seite.

Warum?

Hirsch: Weil es gut überlegt sein muss. Ich habe viele weitere Baustellen, die ich mir auch selber schaffe, übe ehrenamtliche Funktionen aus. Die Entscheidung muss am Ende ja sowohl für die Person als auch für den Verein Sinn machen. Es ist eine große Verantwortung, der man sich da stellt. Für mich gilt: Wenn ich eine Sache eingehe, dann bewusst und gründlich, damit sie nachhaltig wirkt. Ich bin zudem Leistungssportler gewesen und sehe die Entscheidung auch als Zeichen für die Stadt: Wir haben ein tolles Bauhaus, ein super Theater und viele andere großartige Dinge. Aber in so eine Stadt gehört auch ein Stück Spitzensport. Das ist stadtbildprägend und wichtig für das innere Image.

Und dieser Spitzensport ist in Dessau der DRHV?

Hirsch: Wir haben eine breite Sportlandschaft, aber momentan ist der Handball die klare Nummer eins. Er bewegt die Massen und sie kommen in die Halle, um ihn zu sehen und zu erleben.

Droht Ihnen aber nicht ein Interessenkonflikt? Darf ein Sportdirektor parallel auch Präsident des wichtigsten Sportvereins der Stadt sein?

Hirsch: Grundsätzlich darf er das. Da gab und gibt es genug Beispiele aus ganz Deutschlands. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper war lange Jahre Präsident des 1. FC Magdeburg. Allerdings ist diese Konstellation nicht frei von möglichen Konflikten. Aber da zum 1.1.2016 Veränderungen im Sportamt anstehen und ich mich ab dann in neuen Strukturen vorwiegend um die Organisation und das Management der nationalen und internationalen Großsportveranstaltungen in Dessau kümmere, sehe ich keine Probleme.

Wie sind die Aufgaben zwischen Vorstand, Präsidium und der Geschäftsführerin Inga Nissen verteilt?

Hirsch: Ich werde weder das Rad, noch den Handball in Dessau neu erfinden. Natürlich habe ich Vorstellungen, aber der Anfang besteht darin, dass wir aktuell gute Strukturen besitzen. Es gibt eine funktionierende Geschäftsstelle mit engagierten Mitarbeitern und viele ehrenamtliche Helfer. Wir sind gerade dabei, auf dieser Basis einen Fahrplan für die Zukunft aufzustellen um den Weg zu unseren Zielen abzustecken. An allererster Stelle steht dabei die Kommunikation.

Auf Seite 3: Die Pläne zum angestrebten Aufstieg in 2. Bundesliga und die Konkurrenzsituation in der Stadt.

Das große Ziel des Vereins ist die Rückkehr in die 2. Bundesliga. Würde die Mannschaft aufsteigen, wenn Sie auch am Ende dieser Saison auf dem Aufstiegsplatz steht?

Hirsch: Ich bein ein leistungsbezogen denkender Mensch und weiß, welche Voraussetzungen für Leistungssport notwendig sind. Dessau hat den Sprung in die 2. Liga verdient und würde dort auch hingehören. Wir haben mit der Anhalt-Arena und einer absolut handballbegeisterten Region hervorragende äußere Faktoren. Wir sind jedoch immer noch in der Phase der Entschuldung, die erst mit dem 30. Juni 2016 abgeschlossen sein wird. Parallel dazu nähern wir uns im Hintergrund gerade all den Themenfeldern, die für einen Start in der 2. Liga eben auch nötig sind, und das sind nicht wenige. Es gilt: Nur wenn der Verein sportlich und wirtschaftlich fit ist für die 2. Bundesliga, wird er auch aufsteigen. Auf Biegen und Brechen werden wir es nicht machen.

Kommt der aktuelle sportliche Erfolg vielleicht jetzt sogar zu früh?

Hirsch: Sportlicher Erfolg ist immer gut, egal wann. Das sind emotionale Momente, die Mannschaft, Verein und Fans verbinden. Den Druck, der dadurch entsteht, sich frühzeitig mit einem möglichen Aufstieg zu beschäftigen, sehe ich jedoch positiv. Der Verein stellt sich dieser Aufgabe.

Die 2. Bundesliga, die der Verein anstrebt, ist nicht mehr die, die er vor fünf Jahren verlassen hat. Die Liga hat auf allen Gebieten zugelegt. Was ist sportlich und wirtschaftlich nötig, um das Ganze für Dessau trotzdem möglich zu machen?

Hirsch: Die aktuelle Mannschaft ist gut, würde aber so wie sie momentan aufgestellt ist, auch unter den Trainingsbedingungen, dauerhaft nicht für die 2. Liga ausreichen. Viele Spieler haben das Potenzial, eine Spielklasse höher zu spielen, aber trotzdem benötigt das Team gezielte Verstärkungen, die wir uns finanziell leisten können. In der 2. Liga hast du 40 Spiele, und die deutlich intensiver. Das ist eine viele höhere Belastung. Zudem muss man auch mal auf die Landkarte schauen: Wenn wir es hier gut anpacken, können wir hinter dem SC Magdeburg die absolute Nummer zwei im sachsen-anhaltischen Handball werden und in enger Kooperation mit dem SCM und natürlich auch mit dem SC DHfK Leipzig Berge versetzen. Eine Zusammenarbeit hier ist sinnvoll, vorbesprochen und mit Uwe Jungandreas gibt es einen Fachmann, der mit allen drei Clubs verbunden ist.

Wie viel Geld ist denn minimal notwendig?

Hirsch: Das kann man auf Heller und Pfennig nicht exakt beziffern. Aue, aktuell Sechster in der 2. Liga, operiert mit knapp 1,2 Millionen Euro, der DRHV aktuell mit gut 500 000 Euro. Irgendwo dazwischen müssen wir landen. Und das ist auch möglich. Es gibt von den ersten großen Sponsoren auch schon Zusagen, ihr Engagement bei einem Aufstieg zu erhöhen. Aber wir benötigen natürlich auch neue Partner. Da sind wir auf einem guten Weg. Denn das Geld, was Sponsoren hier investieren, ist ja nicht nur eine Investition in den Handball, sondern auch in die Stadtgesellschaft.

Dessau-Roßlau aber hat nicht nur einen, sondern 120 Sportvereine. Da gibt es die Angst: Jetzt fließt alles nur noch in den Handball.

Hirsch: So ist es nicht, im Gegenteil. Es wird ein anderer Effekt eintreten: Durch das Engagement neuer Sponsoren, die bisher noch nicht im Dessauer Sport aktiv waren, wird es Vorteile auch für alle anderen geben. Der DRHV ist ein Leuchtturm, der auf die gesamte Sportszene abstrahlt. Dabei entstehen Kontakte, Kommunikation und Netzwerke. Es werden Brücken zu den anderen geschlagen. Der Dessauer Sport muss keine Angst haben. Die Aufwertung des DRHV wird noch mehr Aufmerksamkeit und Würdigung für den Sport durch die Wirtschaft erzeugen. Die Begeisterung wird noch mehr Kinder und Jugendliche zum Sport bringen. Es gewinnen alle.

Der Präsident und sein Trainer: Ralph Hirsch und Uwe Jungandreas.
Der Präsident und sein Trainer: Ralph Hirsch und Uwe Jungandreas.
Hartmut Bösener Lizenz