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Verdacht gegen Mibrag-Chef Verdacht gegen Mibrag-Chef: Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt gegen Geschäftsführer Geisler

Von Steffen Höhne 15.10.2015, 12:45
Dr. Joachim Geisler, Chef der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (Mibrag).
Dr. Joachim Geisler, Chef der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (Mibrag). Andreas Stedtler/Archiv Lizenz

Zeitz - Paukenschlag beim Braunkohleförderer aus Zeitz: Wegen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ist der Chef der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (Mibrag), Joachim Geisler, von seinem Posten vorerst suspendiert worden. Wie das Unternehmen mitteile, hat das Präsidium des Aufsichtsrates Geisler „bis auf Weiteres von seinen dienstlichen Aufgaben freigestellt“.

Auf MZ-Anfrage teilte die Staatsanwaltschaft Bochum mit, dass gegen Geisler ein Verfahren laufe. Hintergrund sei „der Verkauf der Mibrag“, sagte Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek. Weitere Einzelheiten teilte er nicht mit. Die Staatsanwaltschaft ist auf Steuerdelikte spezialisiert.

Im Jahr 2009 hatte bei der Mibrag der Eigentümer gewechselt. Für 404 Millionen Euro verkauften damals die US-Konzerne URS und NRG Energy das Unternehmen an ein tschechisches Konsortium, bestehend aus dem Energiekonzern CEZ und der J&T-Gruppe (später EPH). Im Jahr 2012 verkaufte CEZ ihren Anteil an EPH, die seither 100 Prozent der Unternehmensanteile hält. Offenbar werden in diesem Umfeld Unregelmäßigkeiten vermutet.

Joachim Geisler ist seit 2008 Vorsitzender der Mibrag-Geschäftsführung. Ein Aufsichtsratsmitglied bezeichnete ihn als eine „feste Größe“ im Unternehmen. Er vertrete auch gegenüber den tschechischen Eigentümern offensiv die Interessen des hiesigen Standorts und dessen Beschäftigten.

Sollte Geisler aus dem Unternehmen ausscheiden, wäre dies gerade zum jetzigen Zeitpunkt ein schwerer Verlust. Die Mibrag befindet sich mitten im Bieterwettbewerb um die Kohleaktivitäten von Vattenfall in der Lausitz. Zum Verkauf stehen die Kraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe (beide Brandenburg), Boxberg sowie ein Block der Anlage in Lippendorf (beide Sachsen). Außerdem will der schwedische Konzern die fünf dazugehörigen Tagebaue loswerden. Insgesamt arbeiten 8000 Mitarbeiter bei Vattenfall im Kohlegeschäft.

Durch die Finanzkraft des tschechischen Eigners EPH will die deutlich kleinere Mibrag das Vattenfall-Geschäft übernehmen. Geisler ist in diesem Prozess an führender Stelle beteiligt. Seine deutsche Bergbau-Erfahrung und seine guten Kontakte in die sächsische und brandenburgische Politik gelten als wichtig.

Die Mibrag ist eines der größten Unternehmen Sachsen-Anhalts und arbeitet äußerst profitabel. Die erwirtschaftete Rendite liegt bei knapp 20 Prozent. Im Jahr 2013 lag der Umsatz bei 436,8 Millionen Euro. Dabei wurde ein Gewinn von 83,2 Millionen Euro eingefahren. Gescheitert ist Geisler mit seinen Plänen zum Bau eines neuen großen Kohlekraftwerkes in Profen (Burgenlandkreis). Aufgrund des niedrigen Strompreises an der Börse rechnet sich das Projekt nicht. In diesem Jahr wurde es daher auf Eis gelegt.

Der Kohleförderer ist im Länderdreieck Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen tätig und fördert und verkauft Braunkohle. Unter anderem betreibt das Unternehmen die Tagebaue Profen im (Burgenlandkreis) und Vereinigtes Schleenhain in Sachsen. Im vergangenen Jahr wurden 19,1 Millionen Tonnen Rohbraunkohle gefördert. Diese wird vor allem an die großen Kraftwerke Schkopau und Lippendorf geliefert. Die MibragGruppe beschäftigt rund 3000 Mitarbeiter. (mz)

Das Braunkohle-Kraftwerk Buschhaus nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze ist seit 1985 am Netz. Es gehört inzwischen zur Mibrag.
Das Braunkohle-Kraftwerk Buschhaus nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze ist seit 1985 am Netz. Es gehört inzwischen zur Mibrag.
dpa Lizenz