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Zweite Aufnahmeeinrichtung in Sachsen-Anhalt Zweite Aufnahmeeinrichtung in Sachsen-Anhalt: Halle bekommt zentrale Flüchtlingsunterkunft

Von Silvia Zöller 29.07.2015, 11:16
Pressekonferenz zum Thema Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber in Halle
Pressekonferenz zum Thema Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber in Halle Silvia Zöller Lizenz

Halle (Saale) - Die Zahlen sind dramatisch: Waren es Anfang des Jahres rund 9 000 Flüchtlinge, mit denen in Sachsen-Anhalt für das Jahr 2015 gerechnet wurden, so geht die Prognose mittlerweile auf 20 000. Die Zentrale Aufnahmestelle (Zast) in Halberstadt platzt aus allen Nähten - und nun will die Stadt hier einspringen.

Aller Voraussicht nach wird ein leerstehendes ehemaliges Kasernengelände im Industriepark Trotha die zweite Zast für Sachsen-Anhalt, kündigte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) gestern auf einer Pressekonferenz an. Das habe Innenminister Holger Stahlknecht am Dienstag in einem Telefonat signalisiert.

Auch wenn das Innenministerium erst Ende August entscheidet, sicherte Wiegand schon jetzt „volle Unterstützung der Stadt bei der Einrichtung einer zweiten Zast in Halle“ zu. Vor allem, weil sich die Stadt so als weltoffen präsentieren will und auch mit den bestehenden Initiativen für eine Willkommenskultur punkten möchte. Es sollen in Halle alle Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass der Aufenthalt der Menschen in der Erstanlaufstelle „so optimal wie möglich“ verläuft, so Wiegand. Die Infrastruktur rund um den Industriepark Trotha ist nicht die schlechteste: eine Bushaltestelle ist vor der Tür, Einkaufsmöglichkeiten liegen direkt in der Nähe.

Zelte sind keine angemessene Unterkunft

Es sind die Bilder aus Dresden und Halberstadt, die Halles Beigeordneter für Soziales, Tobias Kogge, nachdenklich machen: „Zelte sind keine angemessene Unterkunft für Flüchtlinge.“ Das soll in Halle nicht passieren, weshalb die rund 800 Menschen aus den Kriegsgebieten in der Kaserne und in festen Containern mit eingebauter Dusche untergebracht werden sollen, die aus einem halleschen Krankenhaus stammen. Kogge, so betonte OB Wiegand, sei vom Land als Ansprechpartner für eine geplante Zast in Halle benannt worden. Betreiber der Erstaufnahmestelle ist jedoch das Land.

In den nächsten Monaten, jedenfalls so schnell wie möglich, wird die neue Zast im Land errichtet, erklärt auch das Innenministerium auf MZ-Anfrage. „Auf alle Fälle bevor der Winter kommt“, so Staatssekretär Ulf Gundlach. Auch dem Innenministerium ist daran gelegen, die Zelte für die Asylbewerber im Land abzubauen. Eigentlich war die zweite Erstaufnahmestelle in der Ausschreibung für einen viel späteren Termin vorgesehen, erst für Juni 2016.

„Das Land hat keine Chance mehr“

„Das Land hat keine Chance mehr“, kommentierte Kogge dieses Datum. Auch die SPD in Halle unterstützt die Einrichtung einer Zentralen Anlaufstelle in der Saalestadt - vor allem weil es hier eine lebendige Willkommenskultur gebe. Die Landtagsfraktion des Bündnis 90/Die Grünen begrüßt die Bewerbung, da in einer Stadt die Bedingungen für Integration am besten gegeben seien.

Unterdessen stellt sich auch die Stadt auf die gestiegene Zahl von Flüchtlingen ein. Denn Halle muss drei Prozent der Asylbewerber des Landes aufnehmen. Ab August wird es in der Volkmannstraße eine neue Unterkunft für 100 von ihnen geben, so Kogge. Die Ausschreibung hierzu ist bereits erledigt. Über die Vergabe von rund 400 weiteren Plätzen in Wohngemeinschaften entscheidet der Stadtrat dann im September. „Wir sind auf weitere Flüchtlinge eingestellt und der Willkommenskultur verpflichtet“, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand. (mz)