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Studie zu Fremdenfeindlichkeit Studie zu Fremdenfeindlichkeit: Antisemitismus im Internet nimmt zu

Von Thomas Kröter 29.07.2014, 08:28

Berlin - Ein Forschungsprojekt der TU Berlin hat „im Internet eine riesige Flut antisemitischen Schreibens" festgestellt. Judenfeindliche Äußerungen hätten ein neues Ausmaß erreicht, meint seine Leiterin, die Sprachwissenschaftlerin Monika Schwarz-Friesel. Die TU-Forscher untersuchen moderne antisemitische Sprache in sozialen Medien, Online-Kommentaren, Chats und Foren.

Vor kurzem hatte der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz noch Entwarnung gegeben. Die Demonstrationen gegen die israelischen Militäraktionen in Gaza, seien nicht als neue Form des Antisemitismus zu werten, hatte er dieser Zeitung erklärt.

Das Projekt an der TU hat gerade erst begonnen. Es untersucht nicht Handlungen, sondern die Sprache, die ihnen vorausgeht. Immer wieder ist festgestellt worden, dass Äußerungen im Netz ohne oder mit wenig Hemmungen getan werden. Es könnte damit ein Frühwarnsystem sein. Auf der anderen Seite steht der Bild-Journalist Nicolaus Fest mit seinem islamfeindlichen Kommentar nicht allein. Zwar distanziert sich die übrige Chefredaktion des Blattes von ihm. Aber im Netz finden derlei Meinungen durchaus Zuspruch. Auch das muss Anlass zur Wachsamkeit sein.

Denn es gibt auch Feinde des Islam, die handeln. Die Zahl der Übergriffe auf Moscheen in Deutschland ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linkspartei im Bundestag hervor. Danach haben die Sicherheitsbehörden im vorigen Jahr 36 Angriffe auf muslimische Gotteshäuser gezählt. 2012 waren es 35 – in den Jahren zwischen 2001 und 2011 im Schnitt 22 Angriffe pro Jahr. Noch ist das eine geringe Zahl. Aber der kontinuierliche Anstieg muss Anlass zur Sorge sein.

Die Verschärfung der Lage im Nahen Osten dürfte die Stimmung auch in Deutschland weiter beeinflussen. Umso wichtiger ist es, besonnen zu bleiben – und zu differenzieren:

- Zwischen Kritik an der israelischen Regierungspolitik und einer grundsätzlich positiven Haltung zur Existenzberichtigung des Staates Israel und zu den jüdischen Mitbürgern in Deutschland.

- Zwischen der Ablehnung eines radikalen Islamismus, der keine Toleranz gegenüber Andersdenkenden kennt und der Mehrheit der friedlich in Deutschland lebenden Muslime.