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Staatsschutz ermittelt Staatsschutz ermittelt: Unbekannte greifen Flüchtlingsunterkunft in Helbra an

29.08.2015, 20:28
Hier stiegen die Täter aufs Grundstück ein.
Hier stiegen die Täter aufs Grundstück ein. kleschtschow Lizenz

Helbra - Sie kamen am Samstag früh in der Dunkelheit mit Steinen und Alkoholflaschen. Beides warfen sie gegen die Fassade und gegen ein Fenster eines langgestreckten eingeschossigen Gebäudes am Rande des Industriegebiets Helbra. Erst ein paar Stunden zuvor, am Freitagnachmittag, waren Flüchtlinge aus Syrien angekommen und sind in dem Haus untergebracht worden, das einer Firma gehört. Es handelt sich um 15 Menschen, die auf der Flucht vor dem verheerenden Krieg in ihrem Land sind. Drei von ihnen sind Kinder, das Älteste ist elf. Eben diesen Flüchtlingen galt der nächtliche Überfall.

Spuren wurden gesichert

Von acht Personen ist in einer Polizeimeldung die Rede, die in der Nacht zu Samstag über den Zaun stiegen und das Gebäude bewarfen. Dadurch seien die Fassade und eine Fensterscheibe beschädigt worden. Von den Flüchtlingen, die sich im Gebäude aufhielten, sei niemand verletzt worden.

Die Polizei nahm die Ermittlungen auf, Spuren wurden gesichert, ein Fährtenhund eingesetzt und Zeugen befragt. Inzwischen übernahm der Staatsschutz die Ermittlungen, da eine politische Motivation der Tat nicht auszuschließen ist.

Die meisten Einwohner von Helbra haben von der nächtlichen Attacke kaum etwas mitbekommen und können der Polizei kaum mit Hinweisen helfen. Viele wussten auf MZ-Nachfrage überhaupt noch nicht, dass Flüchtlinge da sind. Die Täter aber wussten das.

Niedergedrückte Stelle des Maschendrahtzauns

Obwohl sich das Gebäude, das den Flüchtlingen als Unterkunft dient, im Industriegebiet von Helbra befindet, gibt es hier viel Grün. Am Haus stehen Bäume, ein kurzgeschnittener Rasen säumt den Weg. Eine ruhige idyllische Ecke. Doch der erste Eindruck täuscht. Eine niedergedrückte Stelle des Maschendrahtzauns - an dieser Stelle drangen die Täter aufs Gelände ein - , die Fassade, an der die frische Spur eines Steines zu sehen ist, eine ähnliche Spur an der Fensterscheibe erinnern an den Überfall.

„Ans Fenster haben sie offenbar eine leere Whisky-Flasche geworfen, erzählt der Betreuer der Flüchtlinge, ein junger Mann. In jener Nacht hätten die Flüchtlinge Angst gehabt, berichtet er. Die darauffolgende Nacht sei aber ruhig geblieben. Dazu beigetragen habe sicherlich die Präsenz der Polizei, sie sei nach Einbruch der Dunkelheit vor Ort.

Helbraer Bürgermeister Alfred Böttge (SPD) legt nach MZ-Anfrage auf

Der Angriff auf die Flüchtlingsunterkunft hat Landrätin Angelika Klein (Die Linke) nach ihren Worten „tief erschüttert“. „Solche Überfälle sind menschenverachtend“, sagte sie am Sonntag der MZ. „Wir, alle Menschen, müssen verhindern, dass sich so etwas wiederholt.“

Was kann der Helbraer Bürgermeister Alfred Böttge (SPD) zum Vorfall sagen? Die MZ rief am Sonntag mit dieser Frage den Kommunalpolitiker telefonisch an. „Wissen Sie, was heute für ein Tag ist? Sonntag, Wochenende“, sagte Böttge nur. Und legte auf. (mz)

Die Polizei bittet nun auch um Hinweise aus der Bevölkerung: Wer hat verdächtige Personen oder Fahrzeuge im Industriegebiet Helbra oder der Umgebung am Samstagmorgen, zwischen 3 und 5 Uhr, beobachtet? Hinweise nimmt die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd unter der Rufnummer 0345/224-1291 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

Stein-Einschläge an der Fassade der Flüchtlingsunterkunft in Helbra.
Stein-Einschläge an der Fassade der Flüchtlingsunterkunft in Helbra.
kleschtschow Lizenz