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Eritreer aus Sandersdorf Eritreer aus Sandersdorf: Goitzsche-Marathon-Gewinner hofft auf neuen Asylantrag

Von Frank Czerwonn und Michael Maul 31.07.2015, 10:32
Fesehaye Asmelash (2.v.r.) nutzt mit seinen Mitbewohnern jede Möglichkeit, auch die deutsche Sprache zu lernen.
Fesehaye Asmelash (2.v.r.) nutzt mit seinen Mitbewohnern jede Möglichkeit, auch die deutsche Sprache zu lernen. André Kehrer Lizenz

sandersdorf - 16 Tage lang hat der Eritreer Fesehaye Asmelash aus Sandersdorf im Kirchenasyl der katholische Gemeinde St. Norbert in Merseburg gelebt. Nur durch diese Aktion wurde seine Rückführung nach Italien verhindert, die am 14. Juli erfolgen sollte. Nun ist der 26-Jährige, den seine Freunde Fischi nennen, wieder zurück - mit einem Teilerfolg. Nachdem die Bearbeitungsfrist des alten Asylantrags in Italien nun abgelaufen ist, hat Asmelash in Deutschland bis zum 15. November dieses Jahres den Status einer Aufenthaltsgestattung und kann hier einen neuen Asylantrag stellen. Dieser wird von der Anwältin vorbereitet, die den Bitterfelder Verein Goitzsche Sport, dem der jungen Mann angehört, rechtlich in der Aktion vertreten hat.

Für Pfarrer Wolfgang Hubert, einer der drei Geistlichen der Pfarrei St. Norbert in Merseburg, hat sich die Aufnahme der Eritreers ins Kirchenasyl auf alle Fälle gelohnt. „Ich habe hier einen jungen Mann kennengelernt, der den Willen hat, sich hier in Deutschland zu integrieren und dafür alle Schritte geht“, sagt Hubert. Er habe sich nicht nur für alle Dinge des täglichen Lebens interessiert, sondern auch überall, wo es wichtig war, geholfen. Damit habe gerade der junge Mann gezeigt, dass die Worte von Bischof Gerhard Feige vom Bistum Magdeburg Realität seien. Feige hatte gesagt: „Flüchtlinge sind eine echte Bereicherung für unser Land.“ Um das zu erkennen, müsse man aber noch viele Ressentiment in der Bevölkerung abbauen. Erst dann könne man von einer richtigen und wichtigen Integration der Ausländer sprechen, so Feige in einem Interview.

Asmelash selbst erzählt von seiner Angst in den Tagen vor dem Kirchenasyl: „Ich wollte nicht zurück. Ich hatte Angst, dass ich von Italien nach Eritrea abgeschoben werde.“ Doch fürchtet der aus der Armee Desertierte um sein Leben. Der Merseburger Kirchengemeine sei er sehr dankbar. Dort habe er bei allem geholfen, was zu tun war. Sogar Deutsch habe er versucht, weiter zu lernen. „Wir haben immer Deutsch gesprochen“, so Pfarrer Hubert.

Inzwischen setzt Asmelash den Unterricht an den Bitterfelder Euro-Schulen fort. Auch zum Lauftraining beim Verein Goitzsche Sport war der Goitzsche-Halbmarathon-Gewinner in dieser Woche wieder.

„Wir haben diesen ersten Schritt gewonnen“, sagt Vereinsvorsitzender Peter Junge, „werden aber nicht ruhen, bis alles richtig in Sack und Tüten ist.“ Dafür haben die Bitterfelder Sportler noch ein Ass im Ärmel und das heißt Ausbildung. „Der Bauunternehmer Joachim Woit aus Görzig, der den Verein in vielen Dingen unterstützt, will Fischi und eventuell noch anderen Asylbewerbern eine Ausbildung bieten“, blickt Junge in die Zukunft. Für Junge ist eine Ausbildung Hilfe zur Selbsthilfe - und ein weiterer Schritt zur Integration. Um dafür Unterstützung des Landes zu bekommen, nutzten Junge, Woit und Fischi gestern die Möglichkeit, mit Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bei seiner Bürgersprechstunde in Bitterfeld ins Gespräch zu kommen. „Wir machen so lange Druck, bis wir auch von der Landesregierung positive Signale erhalten“, sagt Junge.

Junge sieht im Engagement für der jungen Mann aber auch noch andere positive Seiten. „Fischi ist so etwas wie eine Leitfigur für die Gruppe der Asylbewerber.“ Er motiviere seine Mitstreiter und sei immer ein Ansprechpartner für den Sportverein. (mz)

Das Dokument von Fesehaye Asmelash
Das Dokument von Fesehaye Asmelash
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