1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Fliegerbombe in Bad Dürrenberg: Fliegerbombe in Bad Dürrenberg: Gedämpfte Explosion am Sportplatz

Fliegerbombe in Bad Dürrenberg Fliegerbombe in Bad Dürrenberg: Gedämpfte Explosion am Sportplatz

Von Katrin Löwe und Dirk Skrypczak 11.10.2014, 16:03
Reste von Strohballen erinnern auf einem Sportplatz in Bad Dürrenberg an die Sprengung einer Fliegerbombe.
Reste von Strohballen erinnern auf einem Sportplatz in Bad Dürrenberg an die Sprengung einer Fliegerbombe. Peter Wölk Lizenz

Bad Dürrenberg - Punkt 16 Uhr war der Spuk vorbei: In Bad Dürrenberg (Saalekreis) ist am Sonntag eine 250-Kilogramm-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich gesprengt worden. Weil sie über einen chemischen Langzeitzünder verfügte, konnte sie nicht abtransportiert, sondern musste vor Ort zur Detonation gebracht werden. Rund 4 500 Bad Dürrenberger, weniger als zunächst angegeben, mussten seit dem Vormittag ihre Häuser verlassen. Beeinträchtigungen gab es auch im Bahnverkehr: Die nur rund 150 Meter von der Bombenfundstelle entfernte ICE-Strecke musste komplett gesperrt werden, Züge hielten schon seit dem Vormittag nicht mehr im Bahnhof Bad Dürrenberg.

Vierter Fall in kurzer Zeit

Die Bombe von Bad Dürrenberg war bereits der vierte Kampfmittelfund im Saalekreis innerhalb weniger Tage. Anfang Oktober musste nahe dem Merseburger Klinikum eine Panzergranate gesprengt werden, zudem gab es zwei Bombenfunde während Bauarbeiten in Braunsbedra. Die Region gehört zu den am meisten kampfmittelbelasteten in Sachsen-Anhalt. Alliierte Luftstreitkräfte hatten zum Ende des Zweiten Weltkrieges tausende Bomben und Luftminen über dem Chemiewerk Leuna oder dem Addinol-Gelände Krumpa abgeworfen. Rund zehn bis 20 Prozent, schätzen Experten, könnten damals nicht explodiert sein.

In ganz Sachsen-Anhalt wurden im vergangenen Jahr insgesamt 112 Blindgänger entschärft. Experten rechnen damit, dass noch über mehrere Jahrzehnte gefährliche Weltkriegs-Hinterlassenschaften gefunden werden. Die meisten Fundorte befinden sich im Raum Magdeburg, der Region um Merseburg und Leuna oder auch Zeitz.

Warum sich die ursprünglich für 13.30 Uhr geplante Sprengung bis gegen 16 Uhr verzögerte, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Die Bombe von Bad Dürrenberg war am Samstag bei Schachtarbeiten für die Flutlichtanlage auf dem vom Hochwasser 2013 getroffenen Sportplatz des SV Eintracht gefunden worden - nur 30 Zentimeter unter der Erdoberfläche. „Sie sollte damals vermutlich in Leuna herunterkommen“, sagte Axel Vösterling vom Technischen Polizeiamt.

Unvernünftige Anwohner

Die zunächst für den späten Sonntagvormittag geplante Sprengung verzögerte sich mehrfach wegen Problemen bei der Evakuierung. Einwohner hätten sich geweigert, ihre Häuser zu verlassen, sagte Einsatzleiter Jörg Heinze vom Ordnungsamt des Kreises. Andere kamen zurück in den Sperrbezirk. Feuerwehrleute mussten mit Hilfe der Polizei die Evakuierung durchsetzen. Für die Kontrolle des Areals 1000 Meter rund um die Bombe wurden zusätzliche Kräfte alarmiert. Insgesamt waren 270 Mitglieder von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten vor Ort.

Bei der Sprengung wurde erstmals in Sachsen-Anhalt im realen Einsatz mit einem neuen Verfahren gearbeitet, bei dem riesige Wassertanks den Flug von Bombensplittern eindämmen sollen. Der Effekt der Tanks war im Mai dieses Jahres auf einem Sprengplatz getestet worden.

Die Explosion der Fliegerbombe hat einen rund zwei Meter tiefen Trichter mit etwa fünf Meter Durchmesser hinterlassen.
Die Explosion der Fliegerbombe hat einen rund zwei Meter tiefen Trichter mit etwa fünf Meter Durchmesser hinterlassen.
Dirk Skrypczak Lizenz
In Bad Dürrenberg wird die Umgebung des Fundorts der Fliegerbombe evakuiert.
In Bad Dürrenberg wird die Umgebung des Fundorts der Fliegerbombe evakuiert.
Dirk Skrypczak Lizenz