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Hilfsprojekt für Vermisste Hilfsprojekt für Vermisste: Der Kindersucher aus Wittenberg

Von Sabine Wesner 15.10.2014, 07:21
Seit vier Jahren geht der Wittenberger Christian Geers im Internet auf die Suche nach vermissten Kindern.
Seit vier Jahren geht der Wittenberger Christian Geers im Internet auf die Suche nach vermissten Kindern. A. Kuhn Lizenz

Wittenberg - Christian Geers sucht Kinder. Nicht irgendwelche, sondern solche, die in ganz Deutschland vermisst werden. Auf einer eigenen Internet-Plattform hat der Wittenberger Suchanzeigen und Steckbriefe von vermissten Kindern und Jugendlichen zusammengetragen, die von ihren Eltern gesucht und in den meisten Fällen von der Polizei auch zur Öffentlichkeitsfahndung ausgeschrieben sind.

„Helfen ist für mich Ehrensache“, erklärt Christian Geers. Auf seiner Internetseite www.die-vermisstensuche.com - die ständig aktualisiert wird - werden Steckbriefe vermisster Kinder und Jugendlicher veröffentlicht. Betroffene Eltern und Familien können sich auch unter Tel. 0171/9 02 41 41 oder 03491/64 82 39 bzw. per Email unter [email protected] direkt an Geers wenden. Eine direkte Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsanwaltschaft gibt es zwar nicht, aber durch die Plattform einen Zugang zu einer sehr breiten Öffentlichkeit, die den professionellen Fahndern mitunter wichtige Tipps geben kann.

„Durch die Verlinkung mit sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Jappy ist es möglich, dass sich viele Menschen die Bilder ansehen, die Augen offenhalten und so auch helfen und der Polizei wichtige Tipps und Hinweise geben können“, erklärt der 27-Jährige, der seit vier Jahren mit der Plattform für die Öffentlichkeit auf eine wirkungsvolle und effektive Unterstützung bei der Suche nach den Vermissten setzt.

Albtraum für Eltern

Jährlich verschwinden hierzulande Tausende Kinder. Die meisten tauchen schnell wieder auf. Doch von Hunderten fehlt auch nach Monaten und Jahren jede Spur. Ein Albtraum für Eltern und Familien. Selbst wenn nicht immer gleich ein Verbrechen dahinter steckt, weiß Geers und spricht von Tragödien, die keinen kalt lassen.

Auch bei Fällen von Kindesentziehung bzw. -entführung sind die ersten Stunden und Tage oft entscheidend, um die Gesuchten wieder zu finden oder deren Aufenthaltsorte ausfindig zu machen. Der größte Teil der jugendlichen Vermissten sind allerdings Ausreißer, die wegen familiärer, schulischer oder anderer Probleme abhauen und zumindest vorerst nicht gefunden werden wollen, erzählt Geers.

Er durchforstet ständig das Internet, Zeitungs- und Polizeiseiten und Communitys nach Vermissten und wird dabei und auch bei der Betreuung der Website nicht nur von seiner Lebensgefährtin Stephanie Krauleidis unterstützt. Hilfe bei dem völlig ehrenamtlichen Projekt, für das Geers mit Hilfe von Sponsoren Flyer drucken lassen konnte, kommt auch von seinem Bruder Oliver Rehwald und von Holger Winkler.

„In der Vergangenheit haben wir auch öffentliche Flyer-Aktionen in Berlin, Halle und Halberstadt organisiert und legen überall Info-Material aus, um auf unser Anliegen aufmerksam zu machen. Unser Ziel ist es, dass mehr Leute die Augen offen halten und dadurch Kinder gefunden werden“, sagt der ausgebildete Sozialassistent, der beim Patientenbegleitdienst im Paul Gerhardt Stift arbeitet.

„Manchmal nehmen wir auch Kontakt mit den Eltern auf, die dankbar für jede Hilfe sind“, erklärt der Wittenberger. Seine Motivation und das Engagement haben auch mit der eigenen Kindheit zu tun, die nach dem frühen Tod der Mutter und wegen der Alkoholsucht des die Kinder verprügelnden Vaters keine einfache war. „Erst im Kinderhaus Kropstädt ging es mir gut. Ich habe etwas aus meinem Leben machen können und sogar meinem Vater verziehen“, sagt der junge Mann. (mz)