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Asylbewerber in Sangerhausen Asylbewerber in Sangerhausen: Erneute Steinwürfe sorgen für Aufregung

Von FRANK SCHEDWILL 03.09.2014, 12:28
Dieser Spruch war im September noch an der Eingangstür des Mehrfamilienhauses zu lesen.
Dieser Spruch war im September noch an der Eingangstür des Mehrfamilienhauses zu lesen. MAIK SCHUMANN Lizenz

SANGERHAUSEN/MZ - Nach dem mutmaßlichen Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Sangerhausen will die Polizei das Gebäude stärker als bisher überwachen. „Die Bestreifung wird ab sofort deutlich erhöht“, sagte Ulrike Diener, die Sprecherin der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd. Außerdem kündigte die Stadtverwaltung weitere Sicherheitsmaßnahmen an. Sie würden in Absprache mit dem Landkreis und dem Besitzer des Mehrfamilienhauses erfolgen. Die Bewohner sollen so besser vor Übergriffen geschützt werden.

Rohes Ei durch Fenster geworfen

Allerdings hat es am Mittwochnachmittag schon wieder einen Vorfall in dem Mehrfamilienhaus gegeben. Gegen 14.15 Uhr warfen drei Jungen im Alter von 13, 14 und 15 Jahren mehrere kleine Kieselsteine und ein rohes Ei durch ein offenstehendes Fenster in der ersten Etage. Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand der Polizei befand sich ein 29-jähriger Albaner in dem Zimmer. Das Trio konnte wenig später ermittelt werden. „Es handele sich wohl um eine Mutprobe“, sagte Diener. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund sei aber auszuschließen.

Noch keine konkreten Hinweise

Im ersten Fall ermittelt der Staatsschutz der Polizei, der sich mit extremistischen Straftaten befasst, auf Hochtouren wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und zur Brandursache. Es seien Anwohner vernommen und Bewohner des Hauses befragt worden. Es gebe aber im Moment noch keine konkreten Hinweise auf die Täter, sagte Diener. Allerdings können die Ermittler jetzt den Zeitraum des Anschlags genauer eingrenzen. Er soll zwischen Montagabend, 18.30 Uhr, und Dienstagmorgen, 7.45 Uhr, verübt worden sein. Zuvor war man von einem Tatzeitraum ab 16.30 Uhr ausgegangen. Wie berichtet, hatten Unbekannte versucht, einen hölzernen Tresen im Eingangsbereich des Gebäudes anzuzünden. Verletzt wurde dabei zum Glück niemand. Außerdem brachten die Täter mehrere fremdenfeindliche Schmierereien sowie Nazisymbole an den Wänden im Eingangsbereich und im Flur des Erdgeschosses an. Bereits zweiter Vorfall

Grüne stellen Strafanzeige

Der Landesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen, Sebastian Lüdecke, kündigte am Mittwoch an, dass seine Partei eine extra Strafanzeige stellen werde - wegen schweren Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und Volksverhetzung. Hintergrund: Die Grünen betreiben in dem Mehrfamilienhaus ein gemeinsames Büro der Landtagsabgeordneten Claudia Dalbert und des Grünen-Kreisverbands. Lüdecke hat sich am Mittag das Haus angesehen. Er sagte: „So etwas darf nicht toleriert werden, wir müssen mit den Bewohnern solidarisch sein. Zum Glück ist niemand körperlich zu Schaden gekommen. Damit es dazu nicht kommt, müssen die Täter unbedingt ermittelt werden“, forderte er.

Generell handele es sich bei dem Vorfall bereits um den zweiten innerhalb weniger Wochen. Zuvor hätten Neonazis bereits vor dem Gebäude posiert. Die Bilder seien dann auf Facebook im Internet hochgeladen worden. Auch die Sangerhäuser Stadtverwaltung verurteilte den Anschlag. „Sangerhausen ist eine bunte Stadt und wird es auch bleiben“, sagte Stadtsprecherin Marina Becker. „Erst kürzlich haben wir bei einer Aktionswoche für Demokratie und Vielfalt gezeigt, dass wir der rechten Szene keinen Raum geben.“ In dem Haus in der Westsiedlung leben 70 Asylsuchende aus Afrika und Südosteuropa. Laut Kreisverwaltung gibt es in Mansfeld-Südharz gegenwärtig rund 600 Asylbewerber. Sie sind dezentral in 135 Wohnungen und sogenannten Übergangsunterkünften untergebracht. Diese befinden sich zumeist in Sangerhausen, Eisleben und Hettstedt. Hinweise, die zur Aufklärung der Straftat dienen können, nimmt die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd unter Telefon 0345/2 24 12 91 entgegen.

Der Eingang zur Asyl-Unterkunft in der Westsiedlung.
Der Eingang zur Asyl-Unterkunft in der Westsiedlung.
MAIK SCHUMANN Lizenz