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Protest in Bitterfeld Protest in Bitterfeld: Asylbewerber treten in Hungerstreik

07.08.2013, 14:23
In Bitterfeld haben Flüchtlinge in der Walther-Rathenau-Straße ein Flüchtlingscamp aufgebaut. Seit Mittwoch (14. August) sind drei Männer aus dem Iran im Hungerstreik.
In Bitterfeld haben Flüchtlinge in der Walther-Rathenau-Straße ein Flüchtlingscamp aufgebaut. Seit Mittwoch (14. August) sind drei Männer aus dem Iran im Hungerstreik. Andreas Stedtler Lizenz

Bitterfeld/MZ - Drei Asylbewerber, die seit dem Wochenende in einem Protestcamp im Bitterfelder Stadtzentrum auf ihre Situation aufmerksam machen, sind am Mittwoch in den Hungerstreik getreten. Wie Sina Alinia, der Sprecher der drei Männer aus dem Iran sagte, reagiere die Gruppe damit darauf, dass bisher kein Verantwortlicher sich bereit gefunden habe, ihre Forderungen auch nur anzuhören. „Wir haben nur die Wahl, öffentlich zu sterben, oder langsam im Lager zugrundezugehen.“

Unterdessen hat sich der Landkreis Anhalt-Bitterfeld in einer schriftlichen Erklärung zu dem Protest geäußert. Der LK bedaure es sehr, dass einige der Protestler in den Hungerstreik getreten seien. "Der Landkreis ist dauerhaft im Gespräch mit der Versammlungsleitung und wird darauf hinwirken, dass die Versammlungsleitung ihrer Pflicht nachkommt im Bedarfsfall medizinische Betreuung sicherzustellen", heißt es weiter.

Weiterhin äußert sich der Landkreis auch zu den Vorwürfen gegen die Bedingungen in den Unterkünften in Friedersdorf: "Die  Gemeinschaftsunterkünfte in Friedersdorf und Marke befinden sich in einem normalen Zustand. Regelmäßig gibt es Hygienekontrollen, die bisher keinen Anlass zur Beanstandung gaben."

Hamed Pourbohlool, der im Iran als Lkw-Fahrer gearbeitet hat und das Land wegen politischer Verfolgung verlassen musste, bestätigte, dass die kleine Gruppe nach den bisherigen Reaktionen auf ihr Protestcamp auf dem Marktplatz so verzweifelt sei, dass es für sie kein Zurück ins Asylbewerberlager Friedersdorf gebe.

Flüchtlinge fordern Verbesserung der Zustände im Lager Friedersdorf

Seit Ende vergangener Woche haben Flüchtlinge in Bitterfeld an der Walther-Rathenau-Straße ein Flüchtlingscamp aufgebaut. Sie fordern eine Verbesserung der Zustände in den Gemeinschaftsunterkünften, perspektivisch eine dezentrale Unterbringung in Wohnungen, die schnellere und regelmäßige Erteilung von Arbeitserlaubnissen für Menschen im Asylverfahren und ,Geduldete' sowie die Abschaffung der Residenzpflicht.

Die Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen begrüßt den Protest der Flüchtlinge und fordert die Landesregierung auf, den „Flüchtlingen jetzt eine Perspektive aufzeigen“, so der flüchtlings- und migrationspolitische Sprecher der Fraktion, Sören Herbst. „Sie kann sie nicht mit wohlfeilen Worten abspeisen. Erste Ansätze einer progressiveren Flüchtlings- und Migrationspolitik müssen aufgebaut werden, um die Lage der Betroffenen konsequent zu verbessern.“

Mit einem Protestzug sind Flüchtlinge aus dem Landkreis durch Bitterfeld gezogen.
Mit einem Protestzug sind Flüchtlinge aus dem Landkreis durch Bitterfeld gezogen.
Thomas Ruttke Lizenz