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Konflikt in Krumpa Konflikt in Krumpa: Asylbewerberheim erteilt Hausverbot gegen Merseburger Studenten

Von UNDINE FREYBERG 11.03.2015, 20:37
Das Asylbewerberheim in Krumpa ist mit 254 Bewohnern voll ausgelastet.
Das Asylbewerberheim in Krumpa ist mit 254 Bewohnern voll ausgelastet. Peter Wölk Lizenz

KRUMPA/MERSEBURG - Da braut sich etwas zusammen. Am Donnerstag kommt Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) zu Besuch ins Asylbewerberheim Krumpa, und der Empfang könnte spannend werden. „Sie werden uns noch richtig kennenlernen. Am Donnerstag geht hier die Post ab“, soll jemand gegenüber Marcus Skowronek vom Betreuungs- und Integrationshilfeverein (BIH) gedroht haben. Der Verein betreibt die Unterkunft in Krumpa und ist vom Saalekreis mit der Unterbringung von Flüchtlingen beauftragt.

Die Drohung sei von jemandem ausgesprochen worden, der sich als Student ausgegeben habe und sich am Montag in Begleitung einer weiteren Person auf dem Gelände des Heims aufgehalten habe, ohne sich angemeldet zu haben, so Skowronek. „Ich habe gefragt, wie ich helfen kann, und bekam diese Antwort.“ Darauf habe er gegen beide ein Hausverbot ausgesprochen.

Was das Thema Hausverbot angeht, sind davon nicht nur zwei Leute betroffen. In einem Aushang wird das Hausverbot sogar auf alle Studenten der Hochschule Merseburg ausgedehnt.

Was sagt der BIH dazu? Die Hausverbote beträfen Studenten und Medienvertreter, die sich nicht an die Hausregeln halten, und sich unangemeldet im Haus bewegen. „Ansonsten möchten wir unser Haus offen halten. Wir haben keinen Wachschutz oder verschlossene Tore wie in anderen Einrichtungen, und so soll es eigentlich auch bleiben.“

In der Gemeinschaftsunterkunft in Krumpa (Braunsbedra) sind derzeit 254 Bewohner untergebracht. Weitere 731 Asylsuchende wohnen in kommunalen und privaten Wohnungen. Im Jahr 2014 wurden dem Saalekreis 599 Asylantragsteller zugewiesen.

Der Landkreis rechnet damit, dass man in diesem Jahr rund 1.000 neue Flüchtlinge aufnehmen muss. Zum Vergleich: 2013 waren es 300, im vergangenen Jahr schon 900 Kinder, Frauen und Männer. Da der Zustrom von Flüchtlingen den Landkreis bei der Unterbringung der Asylsuchenden vor Probleme stellt, schlägt die Verwaltung vor, ein zweites Flüchtlingsheim mit 250 Plätzen einzurichten.

Die beiden angesprochenen Besucher hätten kurz zuvor außerdem Bewohner des Heims aufgehetzt. Das sei doch nicht schön hier, und wenn der Ministerpräsident komme, müssten sie das sagen, hätten die beiden gesagt. „Das habe nicht nur ich gehört, sondern auch Mitarbeiter des Landesverwaltungsamtes“, erklärte Skowronek gegenüber der MZ.

Keine gravierenden Mängel festgestellt

Das Landesverwaltungsamt habe nämlich am Montag eine vierstündige Kontrolle durchgeführt. „Sie sind in jedes der mehr als 100 Zimmer gegangen, haben dort auch alles fotografiert, jeden Schrank und jede Herdplatte gezählt.“ Es sei lediglich eine Matratze defekt gewesen und an einem Schrank habe ein Griff gefehlt. Ansonsten habe es nichts zu beanstanden gegeben.

Nach Auskunft des Landesverwaltungsamtes gegenüber der MZ seien keine gravierenden Mängel festgestellt worden. „Ausdrücklich hervorzuheben ist das zusätzliche soziale Engagement des Vereins“, sagte Sprecherin Gabriele Städter. Dieser bietet nach eigener Aussage verschiedene Deutschkurse im Heim und in Bad Dürrenberg. „Die Kurse wird es für dezentral untergebrachte Asylbewerber bald auch in Merseburg geben in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule“, sagt Vereinschef Skowronek. Die Flüchtlinge könnten kostenfrei ein Computerkabinett nutzen, es gebe einen neuen Fitnessraum, es würden zweimal im Monat Ausflüge angeboten, und einmal pro Woche sei eine Turnhalle in Braunsbedra gemietet, in der man sich ebenfalls sportlich betätigen könne.

Sein Verein unternehme große Anstrengungen, damit sich die Flüchtlinge im Heim wohlfühlen. „Es wurden auch alle bei der Prüfung am Montag befragt, ob sie zufrieden seien. Meines Wissens war alles in Ordnung.“ Deshalb verstehe er auch nicht, warum es immer wieder Leute gebe, die sich unangemeldet im Heim aufhalten und die Flüchtlinge offenbar zu beeinflussen versuchten.

„Ich wurde jetzt informiert, dass sich zwei Bewohner beim Amt gemeldet haben und gebeten haben, in eine andere Unterkunft zu kommen, weil sie in unserem Haus von Leuten, möglicherweise Studenten, angesprochen und aufgefordert worden seien, Dinge im Heim zu zerstören, damit Krumpa zugemacht werden kann.“ Außerdem seien die Flüchtlinge auch zu Demos nach Dresden und Dessau gefahren worden.

„Die das tun, wissen gar nicht, was sie den Leuten antun“, meinte Skowronek. Es werde in nächster Zeit eine Gesetzesänderung geben. „Und dann kann es sein, dass der Asylantrag dieser Flüchtlinge abgelehnt wird.“ (mz)

Diesen Aushang über Hausverbote gab es im Heim.
Diesen Aushang über Hausverbote gab es im Heim.
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