1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. PC-Fritz-Prozess in Halle: PC-Fritz-Prozess in Halle: Haftstrafe für Angeklagten

PC-Fritz-Prozess in Halle PC-Fritz-Prozess in Halle: Haftstrafe für Angeklagten

Von Michael Tempel 03.03.2015, 10:22
Der Softwarehändler PC Fritz steht unter Verdacht in großem Stil Raubkopien als Originale ausgegeben und verkauft zu haben.
Der Softwarehändler PC Fritz steht unter Verdacht in großem Stil Raubkopien als Originale ausgegeben und verkauft zu haben. www.pcfritz.de/Screenshot Lizenz

Halle (Saale) - Der Skandal um den halleschen Online-Händler PC Fritz hat erste juristische Konsequenzen: Das Landgericht Halle hat am Dienstag einen 31-jährigen Berliner wegen Steuerhinterziehung zu vier Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Die Kammer sah es als erwiesen an, dass der Mann die Firma maßgeblich geleitet und rund 900 000 Euro Steuern nicht abgeführt hatte.

Das Finanzministerium kündigte am Dienstag an, dass das zuständige Finanzamt ausstehendes Geld bei dem Verurteilten eintreiben werde. Sollte er nicht zahlen können, würden Steuerschulden auch noch Jahre später eingefordert. Notfalls greife man auf sein Vermögen zurück, so das Ministerium.

20. September 2013: Der Softwarehändler PC Fritz steht unter Verdacht, in großem Stil Raubkopien des Microsoft-Betriebssystems „Windows 7” als Originale ausgegeben und verkauft zu haben. Rund 100 Zollfahnder durchsuchten Objekte in Halle und Berlin. Das Unternehmen wehrt sich gegen die Vorwürfe.

1. Oktober 2013: Das hallesche Software-Unternehmen PC Fritz hat beim Landgericht Köln (LG) eine einstweilige Verfügung gegen Microsoft erwirkt.

10. April 2014: Nachdem Microsoft das Ermittlungsverfahren gegen PC Fritz wegen Handel mit gefälschten Betriebssystemen angestoßen hatte, wurden nun in Berlin drei Männer einer Berliner Firma in Haft genommen. Sie sollen zum wiederholten Mal mit gefälschten Betriebssystemen gehandelt haben.

22. Oktober 2013: Der Hallenser Maik Mahlow ist offenbar nicht mehr Geschäftsführer des Software-Händlers PC Fritz. Neuer Inhaber soll die Le-Na GmbH aus Berlin sein, ein nach eigenen Angaben auf Schmuck und Uhren spezialisiertes Unternehmen.

21. Oktober 2014: Nun wird am Landgericht Halle der Handel des Online-Versand PC Fritz mit gefälschten Windows-CDs verhandelt. Kronzeuge Maik Mahlow kam mit Perücke zur Verhandlung. Der 38-Jährige steht im Zeugenschutzprogramm und belastet den 31-jährigen Angeklagten schwer.

3. November 2014: Unter großen Sicherheitsvorkehrungen ist der Prozess gegen den 31-jährigen Chef der halleschen Firma PC Fritz, Maik Mahlow, fortgesetzt worden. Die geplante Befragung eines als Schlüsselfigur geltenden Hallensers fand jedoch nicht statt.

11. November 2014: Der Prozess gegen den mutmaßlichen Geschäftsführer von PC-Fritz, Maik Mahlow, kann fortgesetzt werden. Am Landgericht Halle war ein Befangenheitsantrag der Verteidigung gegen die Richter abgewiesen worden.

14. November 2014: Im Prozess um den skandalumwobenen Online-Händler PC Fritz aus Halle ist am Freitag wider Erwarten noch kein Urteil gefallen. Es sollen nun noch sieben Entlastungszeugen gehört werden.

8. Januar 2015: Der Prozess um den Online-Händler PC Fritz aus Halle wird noch bis mindestens Februar andauern. Bei der Verhandlung am Donnerstag wurden vier weitere Verhandlungstage angesetzt.

PC Fritz hatte im großen Stil mit gefälschter preiswerter Windows-Software gehandelt und soll damit zwischen 2012 und 2014 Einnahmen von rund neun Millionen Euro erzielt haben. Nach Anzeigen von Windows-Hersteller Microsoft und mehrfachen Razzien durch die Polizei wurde diesem Treiben ein Ende gesetzt.

Mit aufwendigen Marketingaktionen hatte PC Fritz zuvor deutschlandweit Aufmerksamkeit erzielt. Dabei trat auch der Hallenser Maik Mahlow in Aktion, der laut Landgericht von dem 31-jährigen Berliner als Pro-forma-Geschäftsführer eingesetzt worden war. Gegen Mahlow (38), der im am Dienstag beendeten Prozess als Kronzeuge ausgesagt hatte und unter Zeugenschutz steht, ermittelt die Staatsanwaltschaft ebenfalls wegen Steuerhinterziehung, Betrugs und Verletzung von Urheber- und Markenrechten. Wann es zum Prozess kommt, ist offen.

Doch zunächst muss sich der 31-jährige Drahtzieher aus Berlin auch noch wegen Betrugs verantworten. Kommende Woche beginnt gegen ihn ein separates Verfahren am Landgericht. Parallel wird in den nächsten Tagen ein Prozess gegen drei weitere ehemalige PC-Fritz-Mitarbeiter fortgesetzt - ebenso wegen Betrugs.

(mz)