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Jugendzentrum "Pferdestall" in Wittenberg Jugendzentrum "Pferdestall" in Wittenberg: Fotografien von Flüchtlingen

Von Karina Blüthgen 29.04.2015, 20:45
Impression aus der Ausstellung: Einsam in einem fremden Land
Impression aus der Ausstellung: Einsam in einem fremden Land kuhn Lizenz

Wittenberg - Die Einsamkeit der Menschen auf den Fotos ist greifbar. Sie kommen aus dem Iran, aus China und Syrien. Das, was sie Heimat nennen, haben sie hinter sich gelassen, doch manch furchtbare Erinnerung begleitet sie weiter. Der leere, verlorene Blick einer Frau, schlafende Menschen auf am Boden liegenden Matratzen, ein Mann allein auf einer Straße in einem Wohngebiet, wo es von Leuten wimmeln sollte.

Den Umgang ändern

„Geduldet - Flüchtlinge in Sachsen-Anhalt“ heißt die Foto-Ausstellung, die für einen Monat Station in Wittenberg macht. „Wir haben sie im Winter 2013 erstmals gezeigt und konnten uns nicht vorstellen, dass das Thema noch aktueller werden könnte“, sagte Claudia Dalbert bei der Eröffnung. Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag kann etwa zwei Dutzend Besucher bei der Eröffnung im soziokulturellen Zentrum Pferdestall begrüßen. „Wir wollen den Fokus auf den Umgang mit diesen Menschen, die zu uns kommen, legen“, betont sie die Intention der von der Fraktion in Auftrag gegebenen Schau. Ihre Forderungen nicht nur an die Gesetzgeber sind klar: „Deutsch-Unterricht vom ersten Tag an für Kinder und Erwachsene. Eine schnelle Anerkennung von im Ausland wohnenden Berufsabschlüssen. Und eine dezentrale Unterbringung für ein selbstbestimmtes Leben der Flüchtlinge, die nur so einen normalen Kontakt zu ihren Nachbarn aufbauen können.“

Dass Menschen in anderen Ländern, auf anderen Kontinenten eine neue Heimat, ihr Auskommen oder einfach nur Schutz suchen, ist kein neues Phänomen. „Prüfen Sie Ihre Familiengeschichte. Sind Ihre Eltern, Großeltern, Urgroßeltern alle in Wittenberg geboren?“, gibt Claudia Dalbert den Anwesenden zu denken. „Viele waren ausgewandert, Menschen flohen vor politischer oder religiöser Unterdrückung. Und das ist noch gar nicht so lange her. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass jeder Mensch, der zu uns kommt, ein Geschenk für Sachsen-Anhalt ist“, sagt sie.

Wenig Spielraum

Für den stellvertretenden Landrat Jörg Hartmann (CDU) stimmt das System nicht mehr. „Es ist wichtig, dass sich in den gesetzlichen Regelungen etwas ändert“, merkt er in seinem Grußwort an. 2013 wurden in Deutschland 127 000 Asylanträge gestellt, davon nur knapp 1 000 bewilligt. „Das Auseinanderdriften dieser Zahlen wird zunehmen“, prophezeite er. Das wachsende bürgerschaftliche Engagement in den Kommunen, etwa mit Sprachkursen, sei lobenswert, „kann aber die Aufgaben des Bundes oder Landes nicht ersetzen“. Und die von den Grünen angesprochenen Ermessensspielräume seien verschwindend gering. Die Spielräume derer, die im Mittelmeer ertrinken, sind allerdings noch geringer. Die 13 Bildtafeln mit den Fotos von Kathrin Königl und Rolf Bräuchle mahnen, eine Lösung zu finden. Und zwar bald. (mz)