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Treffen im Stadtlabor Aktionstag für Menschen mit und ohne Handicap in Wittenberg

In Wittenberg ist der erste Aktionstag für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige gut angekommen. Der nächste ist bereits in Planung.

Von Jana Dürr 07.05.2024, 14:00
Julia und Benjamin Jakoby aus Elster (Elbe) mit ihren Kindern Joel und  Bella im Gespräch mit Landrat Christian Tylsch (v.l.)
Julia und Benjamin Jakoby aus Elster (Elbe) mit ihren Kindern Joel und Bella im Gespräch mit Landrat Christian Tylsch (v.l.) Fotos: Jana Dürr

Wittenberg/MZ. - Reges Treiben herrschte am Sonntag im und vor dem Stadtlabor. Der Landkreis hatte unter der Regie von Barbara Kaiser einen Aktionstag für Menschen mit Behinderung und ihre Freunde organisiert. „Ich wusste gar nicht, was kommt“, erklärt Kaiser, die seit Dezember ehrenamtliche Behindertenbeauftragte beim Landkreis ist.

Eigentlich ist sie Künstlerin, aber nachdem die Kinder aus dem Haus sind, waren der engagierten Dame, welche selbst im Rollstuhl sitzt, Haus und Garten zu wenig und sie suchte nach neuen Herausforderungen. Die bekommt sie nun regelmäßig aufs Neue präsentiert. Zum Aktionstag hat sie Tassen zum Bemalen mitgebracht. Dicht umlagert ist der Tisch. Viele Kinder und auch junge Erwachsen mit und ohne Handicap kommen beim Malen ins Gespräch mit Kaiser. Eine junge Frau freut sich beispielsweise, dass es in Wittenberg endlich so einen Aktionstag gibt. In Leipzig besucht sie ihn bereits regelmäßig. Und sie wird beim Malen auch gleich ihren Kummer über den für Rollis ungeeigneten Fußweg in der Straße am Bahnhof beim Kreisel Friedrichstraße bei Barbara Kaiser los. Genau solche Informationen sammelt die Behindertenbeauftragte, um sie anschließend gemeinsam mit den Verantwortlichen auszuwerten.

Neue Mitstreiter gesucht

Über den Andrang freut sich Kaiser. „Die Aktion soll auch Nichtbehinderte interessieren“, meint sie und hofft vor allem auf Menschen, welche sich wie sie ehrenamtlich engagieren möchten. Helfende Hände werden in allen Bereichen der Behindertenarbeit gebraucht. Um dies zu koordinieren fehle nach Kaisers Aussage im Landkreis unter anderem noch eine Ehrenamtsbörse. „Ideen hab ich noch ganz viele“, erzählt sie, doch sie muss sich auch mahnen, alles nach und nach zu machen, denn das eigene Handicap fordert eben auch entsprechende Ruhepausen. Dennoch stellt sie bereits den nächsten Aktionstag im kommenden Jahr in Aussicht, wobei die Aufgaben der Vorbereitung dann anders verteilt werden. Den Hut der Regie setzt sich dann der Gemeinnützige Behindertenverband Wittenberg GmbH unter Leitung von Karen Raschmann auf.

Nicht nur Barbara Kaiser ist an dem Nachmittag eine viel gefragte Gesprächspartnerin. Auch zahlreiche Gäste treffen sich vor allem im Café bewusst zum Austausch oder nutzen die Gelegenheit zum Knüpfen von Kontakten untereinander. Erfahrener Netzwerker und selbst Betroffener ist Benjamin Jakoby aus Elster (Elbe), der mit seiner Ehefrau Julia, Tochter Bella und dem schwerstbehinderten Joel als Vertreter von Family-Kidz in Wittenberg ist, um Informationen für betroffene Familien zu sammeln. Seit Joels Geburt, der 24 Stunden Pflege an sieben Tagen in der Woche benötigt, steht die gesamte Familie im Lernprozess, teilt jedoch über den engagierten Familienvater auch sehr gern ihre Erfahrungen. Natürlich nutzt Jakoby zum Aktionstag ebenfalls die Gelegenheit zum Austausch, unter anderem auch mit Landrat Christian Tylsch (CDU).

Ein Husky mit Rolli

Ebenfalls aus dem Altkreis Jessen ist Familie Leonhardt nach Wittenberg gekommen. Begleitet werden die Leonhardts dabei von Huskydame Nani. Neben zehn weiteren Hunden lebt sie auf dem Hof bei Familie Leonhardt in Hohndorf bei Annaburg. Wie alle anderen Vierbeiner dort ist Nani mit einem Handicap geschlagen. Im Gegensatz zu ihren felligen Mitbewohnern wurde sie jedoch aus einer Zucht heraus mit ihrem Handicap geboren und sollte eigentlich nicht weiterleben. Nun aber ist sie schon vier Jahre alt und ein tolles Team mit Herrchen Ilias. Dessen Mama Jorinde setzt sich besonders für die versehrten Tiere ein, welche häufig nach Autounfällen zu den Leonhardts auf den Hof kommen. Die Familie hat einen sehr guten Kontakt zur Wittenberger Tierklinik und kann so auch andere Halter in Sachen Hilfsmittel für behinderte Tiere beraten.

Nach Wittenberg zum Aktionstag sind sie bewusst gekommen. „Wir wollen zeigen, dass auch Tiere Hilfe bekommen können“, erklärt Jorinde Leonhardt. Den Rollstuhlparcours, der auf dem Marktplatz aufgebaut ist, muss Nani jedoch nicht absolvieren. Dafür finden sich genug Zweibeinige, die die Gelegenheit nutzen, die Kniffe beim Rollstuhlfahren zu lernen.

Huskydame Nani mit Herrchen Ilias und Mama Jorinde Leonhardt.
Huskydame Nani mit Herrchen Ilias und Mama Jorinde Leonhardt.
Jana Dürr
Beim Rollstuhl-Parcours ging es über Stock und Stein.
Beim Rollstuhl-Parcours ging es über Stock und Stein.
Jana Dürr